Ein Vorbild – sogar für die Tate Modern in London
Über 25 Jahre ist es her, dass die künstlerischen Unternehmer Urs Raussmüller und Christel Sauer eine ehemalige Kammgarnfabrik in Schaffhausen zu Kunsthallen umfunktionierten und auf vier Etagen Spitzenwerke der europäischen und amerikanischen Kunst aus den 1960er und 1970er Jahren ausstellen.
Das Spezielle an diesen Hallen ist, dass sie auch Kunstwerken, die sonst nirgends Platz finden, das grosszügige räumliche Umfeld bieten, das sich die Künstler wünschen. Anders als bei vielen herkömmlichen Kunstmuseen steht die architektonische Gestaltung bei den Hallen in Schaffhausen nicht im Vordergrund. Sie sind sehr schlicht gehalten, dafür aber voll und ganz der Kunst verpflichtet. Das geht so weit, dass der Bau eigens für die angemessene Präsentation gewisser Werke modifiziert wurde. So liessen die Ausstellungsmacher den Boden zwischen zwei Stockwerken entfernen, um Raum zu schaffen für ein komplexes Installationsprojekt von Joseph Beuys. Die Hallen waren auch der erste Ort auf dem Kontinent, die «Cuts» von Carl Andre erlebbar machten, ein zentrales Werk der Minimal Art, das aus 1’232 Zementsteinen mit einem Gesamtgewicht von 16 Tonnen besteht.
Grosszügige, mit Licht durchflutete Räume sind das eine Merkmal der Hallen für Neue Kunst, das untypische Auswahlkriterium für die Werke das andere: Gezeigt werden nämlich nicht nur die besten Bilder, Skulpturen oder Installationen eines Robert Ryman, Bruce Nauman oder Sol LeWitt, sondern möglichst viele ihrer Werke, damit die Besucher eine Vorstellung erhalten von der oft sprunghaften Entwicklung der Künstler und von der Obsession, die sich in ihrem Schaffen ausdrückt.
In den vergangenen 25 Jahren sind die Hallen mit ihrem klaren architektonischen und inhaltlichen Konzept zu einer Institution geworden und heute selbst Teil der Kunstgeschichte. Als «Modell Schaffhausen» finden sie weit über die Schweizer Grenzen hinaus Beachtung – selbst beim Andy Warhol-Museum.