37 Jahre Schweizerische Stiftung für den Doron Preis
Die Doron Preise 2022 gehen an Professor Dr. Ruth Signorell und an den Pädagogen Rolf Widmer.
Die Schweizerische Stiftung für den Doron Preis würdigt in Zug am 08. März 2022 zwei Preisträger für ihr wissenschaftliches und gesellschaftliches Engagement. Prof. Dr. Ruth Signorell wird für ihre herausragenden Leistungen auf dem Gebiet der «Grundlagen der Aerosolwissenschaften» geehrt. Der Sozialpädagoge Rolf Widmer erhält die Auszeichnung für sein soziales Lebenswerk, die Gründung der Vereine «tipiti» und «Bildungschancen». Die Doron Preise sind mit je 100’000 Schweizer Franken dotiert.
Prof. Dr. Ruth Signorell: «Neue Erkenntnisse für ein besseres Verständnis von Aerosolen»
Prof. Dr. Ruth Signorell ist Professorin für Physikalische Chemie und eine international anerkannte Wissenschaftlerin, die auf dem Gebiet der «Fundamental Aerosol Science» Pionierarbeit geleistet hat. Durch die Entwicklung neuer Methoden für Aerosolmessungen leistet sie einen wichtigen Beitrag um grundlegende Fragen zum Zusammenspiel von Umwelt und Klima zu beantworten.
1969 in der Schweiz geboren, studierte Ruth Signorell zuerst Mathematik und später Naturwissenschaften an der ETH Zürich. 1996 schloss sie ihr Studium in Physik und Chemie ab. Anschliessend begann sie an der hochauflösenden Photoelektronenspektroskopie von kleinen Molekülen zu forschen. Ihre hervorragende Dissertation zum Thema «Struktur und Dynamik molekularer Kationen» schloss sie 1999 ab und wurde dafür mit der Medaille der ETH Zürich ausgezeichnet. Im Verlaufe ihrer Tätigkeit als Professorin in Deutschland, Kanada und schliesslich der Schweiz hat sich die Forschungsarbeit von Ruth Signorell und ihrer Gruppe zusammen mit der Arbeit von Kollegen aus anderen Institutionen in Asien, Europa und Nordamerika als eigenständiges Forschungsgebiet «Fundamental Aerosol Science» etabliert. Sie leitete unter anderem ein international angelegtes wissenschaftliches Netzwerk für die chemische und physikalische Echtzeitanalyse von Nanoaerosolen. Die Erkenntnisse aus der grundlegenden Aerosolforschung haben sich durch die Arbeit von Ruth Signorell stark erweitert und zeigen ihre Fähigkeit, Forschungsfelder kontinuierlich weiterzuentwickeln und voranzutreiben. Die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses und die Chancengleichheit für Frauen und Männer ist ihr sehr wichtig. Ihre Begeisterung für die Wissenschaft hat zweifellos zum akademischen Erfolg zahlreicher ihrer Mitarbeitenden beigetragen. Für ihre herausragenden Leistungen in Forschung und Lehre erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen, darunter 2018 einen «ERC Advanced Grant» und 2019 den Humboldt-Forschungspreis.
«Das Interesse von Prof. Dr. Ruth Signorell für weniger erforschte wissenschaftliche Gebiete hat sie zu neuen Forschungsthematiken und unkonventionellen experimentellen Ansätzen geführt. Mit der Entwicklung neuer Methoden für die Messung von Aerosolen leistete sie und ihre Forschungsgruppe einen wichtigen Beitrag zum Verständnis von Aerosoleigenschaften und deren Auswirkungen auf Umwelt und Klima», begründet der Stiftungsrat die Wahl der Preisträgerin. Die Laudatio für die Preisträgerin hält alt Bundesrätin Doris Leuthard.
Rolf Widmer: «Engagement für Jugendliche von Appenzell bis Ouagadougou»
Rolf Widmer ist ein renommierter Schweizer Pädagoge, der sich seit über 45 Jahren für Kinder und Jugendliche in schwierigen Lebenssituationen engagiert. Bis heute setzt er sich auch für die Integration junger Flüchtlinge in der Schweiz ein und entwickelte in Westafrika und mehreren Ländern Südosteuropas Angebote für Kinder, die nicht in ihrer Familie aufwachsen können.
1950 in Basel geboren, studierte Rolf Widmer Ökonomie in Paris und Basel. Nach dem Wirtschaftsstudium folgte ein Zweitstudium der Sozialarbeit und Psychologie. Mit 25 Jahren übernahm er die pädagogische und administrative Leitung der kinderpsychiatrischen Klinik in Ganterschwil. Darauf folgte ein Jahr als pädagogischer Leiter im Kinderdorf Pestalozzi in Trogen, davon drei Jahre im Libanon und Irak für Kinder und Jugendliche in Notsituationen und anschliessend vier Jahre als Verantwortlicher für die Leitung und Reorganisation eines Sonderschulheimes in Fischingen. Mit gleichgesinnten Fachleuten, die mit ihm Alternativen zur Erziehung von Kindern und Jugendlichen in Heimen entwickeln wollten, entstand 1976 der Verein Heilpädagogische Grossfamilien VHPG, heute Verein «tipiti». «Tipiti» begleitet, erweitert um den Verein «Bildungschancen», seither rund 600 Kinder und Jugendliche auf dem Weg in ein selbständiges Leben. Der Fokus liegt dabei auf Verlässlichkeit des Beziehungsumfeldes und individueller Förderung des Kindes. Rolf Widmer leitet den Verein «tipiti» mit inzwischen 180 Mitarbeitenden bis heute im Nebenamt. Sein beruflicher Werdegang führte Rolf Widmer 1990 zum Kanton Zürich, wo er während zehn Jahren als Leiter der Asylorganisation tätig war. Von 2000 bis 2020 wirkte er als Direktor des SSI Schweiz in Genf und Zürich, einem Netzwerk mit Sozialarbeitenden, Juristinnen und Juristen sowie Mediatorinnen und Mediatoren in 120 Ländern. Gleichzeitig koordinierte er die Schweizer Fachstelle für Adoption und engagierte sich als Präsident der FICE Schweiz und Ko-Präsident der FICE International (FICE – International Federation of Educative Communities).
«Rolf Widmer setzt sich seit Beginn seiner Karriere mit Nachdruck für die Rechte von Kindern und Jugendlichen ein. Der Fokus seiner Arbeit ist bis heute darauf ausgerichtet, dass allen Kindern unabhängig von Status und Nationalität die Grundrechte nach Sicherheit und verlässlichen Beziehungen garantiert sind und sie berufliche und soziale Perspektiven entwickeln können, die ihnen eine tragfähige und lebenswerte Zukunft in der Schweiz oder ihrem Heimatland ermöglichen», begründet der Stiftungsrat die Wahl des Preisträgers. Die Laudatio für den Preisträger hält Dr. h.c. Jean-Daniel Gerber, ehemaliger Staatssekretär und Direktor des Staatssekretariats für Wirtschaft (SECO).
Der Doron Preis: 91 Preisträger in 37 Jahren
Jean Guinand, ehemaliger Staatsrat und Nationalrat, Präsident des Stiftungsrates, erklärt: «Seit 37 Jahren ehrt die Schweizerische Stiftung für den Doron Preis ausserordentliche Leistungen in den Bereichen Kultur, Gemeinwohl und Wissenschaft. Zu den bis heute 91 Preisträgern zählen Stiftungen, gemeinnützige Organisationen und Einzelpersonen in der Schweiz.» Die Schweizerische Stiftung für den Doron Preis gehört zu den Rich Stiftungen. Die Rich Stiftungen unterstützten bis heute weltweit rund 4’000 Non-Profit-Projekte mit über 150 Millionen USD.
Dem Stiftungsrat der Schweizerischen Stiftung für den Doron Preis gehören die folgenden Persönlichkeiten an: Prof. Dr. Jean Guinand, Präsident; Adrian Kalt, lic. oec. publ., Vizepräsident; Prof. Dr. Dr. h.c. Ursula Keller; Dr. phil. David Streiff; Avv. Giovanna Masoni Brenni.
Download: Medienmitteilung [PDF]
Fotos der Verleihung sind ab dem 9. März 2022 um 11 Uhr verfügbar unter:
https://doron-prize.ch/de/galerie/
Kontakt:
Schweizerische Stiftung für den Doron Preis
c/o Liselotte Jaun-Werner
Geschäftsstelle
6315 Oberägeri
Tel. 079 415 45 41