Jürg Jegge*

Engagement für Jugendliche am Rande der Gesellschaft

«Dummheit ist lernbar – Erfahrungen mit Schulversagern» – das Buch mit dem provokativen Titel machte 1976 den damaligen Sonderschullehrer Jürg Jegge auf einen Schlag schweizweit bekannt.

Und es blieb nicht beim flammenden Plädoyer des engagierten Pädagogen: Neun Jahre später gründete Jegge zusammen mit Lorenz Bosshard im zürcherischen Rorbas die Stiftung «Märtplatz». Die Idee dahinter war typisch für Jürg Jegge: Die Institution sollte jungen Menschen mit psychischen und sozialen Problemen eine angepasste, begleitete Berufsausbildung bieten und ihnen so einen gangbaren Weg ins Erwerbsleben zeigen. Wobei «angepasst» hiess, dass die Lernstatt in Rorbas weder unter zeitlichem noch wirtschaftlichem Druck stand. Ergänzend zum Lehrbetrieb zog Jegge ein breites Bildungsangebot auf, um das Interesse der jungen Menschen am gesellschaftlich-kulturellen Leben zu wecken.

Der «Märtplatz» war von Anfang an sehr gefragt und ist es noch heute: In den vergangenen 25 Jahren haben über 150 Jugendliche mit Startschwierigkeiten die einzigartige Möglichkeit genutzt, und dem überwiegenden Teil ist die Integration ins Erwerbsleben gelungen. Damit ist Jegges «Märtplatz» bezüglich beruflicher Eingliederung eine der erfolgreichsten Schweizer Institutionen.

Und was ist mit Jegges Buch – hat es nach über 30 Jahren seine Aktualität verloren? Nach Ansicht des Autors ist das leider überhaupt nicht so. Auch heute noch gehen laut Jegge viele Kinder mit Angst zur Schule und kommen dort nicht auf ihre Rechnung. Gegen diesen Druck auf die Jugendlichen zur Anpassung an die Arbeitswelt kämpft er unermüdlich an – der «Märtplatz» in Rorbas ist ein konkreter Beweis für sein aussergewöhnliches Engagement in dieser Sache.

* Im April 2017 sind die mit dem Doron Preis ausgezeichneten Leistungen von Jürg Jegge überschattet worden durch öffentlich bekannt gewordene gravierende Verfehlungen des Preisträgers. Der Stiftungsrat verurteilt diese Verfehlungen aufs Schärfste, sieht aber von einer Aberkennung des Preises ab, da zurzeit keine strafrechtliche Verurteilung vorliegt.